Welcher Ordnungstyp bin ich?
Wenn perfekte Ordnung nicht funktioniert
Vor einigen Jahren habe ich, in einem Anlauf den Papierkram besser in den Griff zu bekommen, eine Box mit Hängeregistern besorgt.
Sie stand im Flur, direkt da, wo wir die Post öffnen und war mit diversen Kategorien ausgestattet. Die Idee war, die Eingangspost möglichst detailliert zu sortieren, damit alles immer zur Hand ist.
Das Resultat war ein Stapel Papiere VOR dem Hängeregister. Im Hängeregister herrschte dagegen gähnende Leere.
Und ich habe mich schlecht gefühlt (und meinen Mann angemeckert) weil wir dieses „perfekte“ System nicht aufrecht erhalten konnten.
Mikro, Makro? - Was ist das denn?
Dann habe ich des Clutterbug-System von Cassandra Aarssen gefunden und es war klar, warum es nicht funktionieren konnte: Wir sind beide Makrotypen.
Mikro heißt, in vielen Kategorien feinteilig organisiert. Makro bedeutet dagegen ein eher einfaches Ordnungssystem mit wenigen Unterkategorien.
Bin ich Mikro oder Makro?
Die Frage dazu heißt: Will ich lieber schnell wegräumen oder schnell finden?
Beides gleichzeitig geht in der Regel nicht.
Als Makrotyp brauche ich ein einfaches Ordnungssystem mit wenigen Kategorien, in dem die Dinge schnell und ohne viel zu Überlegen weggelegt werden können. Schublade auf, rein damit, Schublade zu.
Ich möchte Zeit beim Aufräumen sparen. Dafür nehme ich es in Kauf, ein bisschen zu wühlen oder zu suchen, wenn ich etwas brauche.
Mikrotypen möchten dagegen sofort finden, was sie suchen und verbringen dafür lieber etwas mehr Zeit damit, die Sachen wieder an ihren genauen Platz zu legen. Also Gewürze nach Alphabet sortieren oder T-Shirts nach Farbe.
Das Mikrosystem als Ideal
Die meisten Ordnungssysteme sind aber für Mikrotypen ausgelegt. Einfach, weil sich das irgendwie organisierter anfühlt und natürlich besser aussieht:
Viele hübsch beschriftete Fächer, in denen eine kleine Kategorie von Dingen ordentlich einsortiert ist machen einfach mehr her, als eine Kiste für eine größere Kategorie.
Grob oder fein - beides sind Ordnungssysteme. Es ist nämlich egal, wie das Ordnungssystem aussieht, wie viele Kategorien es hat und wie es sortiert ist.
Es zählt nur, dass es funktioniert und das Leben vereinfacht.
Welches Ordnungssystem gewinnt?
Wenn ein Makrotyp auf ein Mikrosystem trifft, wird das langfristig nicht funktionieren.
Eine Weile reißt man sich vielleicht zusammen und sortiert alles passend ein, aber irgendwann schmeißt man die Dinge einfach irgendwo hin oder, wie beim Hängeregister, ignoriert das Ordnungssystem und fängt an, an anderen Stellen Stapel zu bilden.
Ein Mikromensch wird dagegen mit einem Makrosystem nicht wirklich glücklich.
Es funktioniert zwar, sieht aber chaotischer aus.
Leider muss ich dir hier eine unschöne Wahrheit mitteilen: Wenn die beiden Typen aufeinander treffen, gewinnt fast immer das Makrosystem, außer der Mikrotyp übernimmt das Aufräumen alleine.
Das Geheimnis sind hier Kompromisse. Mikro in Bereichen, die wirklich für dich zählen, Makro überall sonst.
Welcher Ordnungstyp bin ich?
Am Beispiel einer Plattensammlung wird das klar:
Stellst du die Platte nach dem Hören einfach an einen freien Platz ins Regal oder hast du ein System - ob nach Interpret, Jahrgang oder was auch immer - und stellst jede Platte wieder an ihren Platz?
Im ersten Fall sparst du Zeit beim Aufräumen, musst aber etwas suchen, wenn du eine bestimmte Platte hören willst. Das ist ein Makrosystem.
Im zweiten Fall hast du die gewünschte Platte schnell gefunden, musst sie aber nach dem Hören wieder an die richtige Stelle räumen, auch wenn die im obersten Fach ganz hinten ist. Wenn du das gerne machst, hast du ein Mikrosystem.
Welches System passt zu dir?
Denk darüber nach, welches System für dich passend ist.
Es geht dabei nicht darum, welches du schöner findest, sondern welches dir besser entspricht.
Wenn du – wie die meisten Menschen, denen Ordnung schwer fällt – ein
Makrotyp bist, achte darauf, dein Ordnungssystem einfach zu gestalten.
Vor allem Dinge, die du oft verwendest, sollten mit sehr wenigen Handgriffen wieder an ihren Platz gelegt werden können.
Findest du diese Sachen immer wieder irgendwo, ist das ein Zeichen, dass deine Lösung zu schwierig für dich ist.
Selten genutzte Sachen, die aufwändiger wieder wegzuräumen sind, musst du nicht unbedingt sofort wegräumen, solltest es aber ganz bewusst regelmäßig tun.
Beispiele für das Makrosystem
Ein Fach für alle Stifte, anstatt getrennte Fächer für Bleistifte, Buntstifte, Marker etc.
Alle Küchenmesser in einem Behälter anstatt ein Messerblock, in dem jedes Messer nur an eine Stelle passt.
In meinem Zuhause heißt das für den Posteingang:
Wenige Fächer in der Küche (wo wir die Post öffnen)
Ein Fach für Dokumente, auf die wir immer wieder zugreifen (Stundenpläne, Karte vom Pizzaservice)
Ein Fach für kurzfristige Aufbewahrung (Einladungen, Gutscheine)
Ein Fach für Sachen, um die wir uns noch kümmern müssen (Formulare, Rechnungen)
Ein Fach für die Ablage, die ich weg sortiere wenn es voll ist.
In diesem einfachen System landen die Dokumente in der Regel im richtigen Fach, anstatt auf einem Stapel auf der Arbeitsplatte.
Das Clutterbug-Quiz von Cassandra Aarssen
Für mich war es eine Offenbarung, das Mikro- und Makroprinzip zu entdecken.
Zu wissen, was für uns funktioniert macht das Organisieren nicht nur einfacher, es bewahrt auch vor dem Frust, immer wieder an Systemen zu scheitern, die einfach nicht die Richtigen für mich sind.
Und welcher Ordnungstyp bin ich? Wenn das genau herausfinden möchtest, schau dich mal bei Cassandra Aarssen um und mach ihr kostenloses Quiz (nur auf Englisch): "Take the Clutterbug test"
Da geht es auch noch um die andere Art, wie sich Ordnungsstypen unterscheiden, nämlich ob du deine Sachen in offenen Aufbewahrungslösungen sehen willst oder ob du sie am Liebsten in Behältern und hinter Türen versteckst.
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 05.06.2024 überarbeitet.
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