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Ordnungscoaching – wie geht das eigentlich?


Ordnungscoaching: Wie geht das? - Deine klare Linie

„Ordnungscoach?! Und demnächst brauche ich noch einen Coach zum Hintern abwischen, oder wie?“

Diesen Kommentar habe ich genau so unter einem Artikel zum Thema bei einer Tageszeitung gelesen.

Wenn du so oder so ähnlich denkst, lies einfach nicht weiter. Du bist nicht die Zielgruppe, an die ich mich hier wende.


Ordnungscoaching – wie geht das eigentlich?

Wenn du aber neugierig bist, wer eigentlich einen Ordnungscoach engagiert, wie die Zusammenarbeit aussehen kann und ob das vielleicht auch was für dich ist, dann lies ruhig weiter.

Ich berichte dir nämlich von zwei ganz unterschiedlichen Fallbeispielen aus meiner Arbeit. Natürlich anonymisiert, deswegen habe ich die Umstände etwas angepasst.


Ordnungscoaching Fallbeispiel 1: Küche organisieren und mehr

Frau Weber lebt seit ein paar Jahren in einer 3-Zimmer-Wohnung. Sie ist geschieden, die Kinder sind aus dem Haus. Es liegen schwierige Jahre hinter ihr – Streit mit dem Ex, alleinerziehend mit Vollzeitjob, gesundheitliche Probleme.


Das Problem: Zu viele Sachen

Als dann nach einem Jobwechsel das Geld nicht mehr ganz so knapp war, ging es richtig los - Einkaufen wurde zu ihrer Art, sich zu entspannen und zu belohnen. So hat sich eine Menge Zeug angesammelt.

Manches mag sie, anderes hat sie nur gekauft, um etwas zu kaufen.

Ihr Umgang damit: Schrank auf, rein damit, Schrank zu.

Mit der Zeit hat sie den Überblick verloren, was sie eigentlich hat und wo es ist. Deswegen findet sie Sachen nicht, wenn sie sie braucht und hat viele Dinge einfach nochmal gekauft. Besonders ihr Gästezimmer ist mittlerweile kaum noch zu betreten.


Neuanfang mit mehr Ordnung

Vor einiger Zeit hat Frau Weber entschieden, dass sich grundlegend etwas ändern muss.

Statt Symptombehandlung will sie an die Wurzel gehen. Sie kümmert sich endlich um ihre Gesundheit, hat eine Therapie angefangen und sich von Menschen verabschiedet, die ihr nicht gut tun.

Jetzt merkt sie immer stärker, dass ihr Zuhause nicht mehr zu ihr passt. Die ganzen Sachen erdrücken sie, sie ist genervt vom vielen Suchen und vom wenigen Platz. Außerdem erinnert vieles sie an Zeiten, die sie hinter sich gelassen hat.

Ihr Problem: Sie weiß nicht, wo und wie sie anfangen soll weil es einfach überall so viel ist. Außerdem hat sie etwas Angst vor der eigenen Courage – kann man einfach Sachen wegschmeißen, obwohl man sie vielleicht noch braucht? Werde ich das bereuen? Wie soll ich das alles nur schaffen?


Ordnungscoaching Fallbeispiel 2: Papiere und Kram überall

Frau Schmidt ist in einer etwas anderen Situation: Sie lebt mit Mann und drei Kindern in einem Einfamilienhaus. Kürzlich ist sie nach der letzten Elternzeit wieder in Teilzeit im Beruf eingestiegen und merkt zunehmend, dass sie nicht mehr hinterher kommt. Ihr Mann ist meistens erst ab 18 Uhr wieder da und sie möchte, dass die Familie dann auch Zeit füreinander hat. Und sie möchte nicht Abends auf dem Sofa an die nicht erledigten Sachen denken müssen.


Papierkram bereitet Sorgen

Auch die ganzen Sachen sind ihr zu viel. Kistenweise Spielsachen und Kleidung, zum Teil vom großen Kind aufbewahrt, zum Teil von wohlmeinenden Freuden geschenkt. Die Kinderzimmer quellen über, der Schreibtisch ebenfalls. Speziell die Papiere bereiten ihr Bauchschmerzen, seitdem sie mal eine wichtige Frist verpasst hat weil sie den Brief dazu vergessen hat. Ihr Wunsch: Es soll leichter werden.


Welche Fragen ein Ordnungscoach dir stellt - Deine klare Linie

Das Vorgespräch mit dem Ordnungscoach

Das alles erfahre ich in der kostenlosen Vorbesprechung, die ich allen Interessenten anbiete.

Dabei stelle ich ein paar Fragen, zum Beispiel:

  • Gibt es einen Raum oder eine Kategorie mit der wir anfangen sollen?

  • Gibt es einen Bereich, der besonders viele Sorgen macht?

  • Wie soll es idealerweise aussehen, wenn wir fertig sind?

  • Was wurde bisher schon versucht und warum hat es nicht geklappt?

  • Was ist der Wunsch an mich?


Und schon vor dem ersten Termin gibt es von mir Hausaufgaben: Überlegen, was mit aussortieren Sachen passieren soll. Und zwar ganz konkret. Spenden, verschenken, in den Müll schmeißen? Wie soll es idealerweise sind, was ist in der Wirklichkeit möglich?

Der erste Ordnungscoaching-Termin

In beiden Fällen starten wir in der Küche.


Frau Weber

Frau Weber hat ihre Ernährung umgestellt, die Schränke sind aber noch voll mit Sachen, die sie nicht mehr isst. Außerdem hat sich hier generell viel Krempel angesammelt, der es ihr täglich schwer macht.

Ich finde, die Küche ist ein guter Einstieg: Wenn es hier ordentlich ist, wird der Alltag sofort einfacher – die Küche ist schließlich ein wichtiger Arbeitsort. Gleichzeitig ist hier die Gefahr relativ gering, sofort auf emotional belastete Dinge zu treffen. Die wollen wir nämlich für später aufbewahren, wenn der „Ausmist-Muskel“ besser trainiert ist.


Frau Schmidt

Bei Frau Schmidt ist der Grund für den Start in der Küche ein anderer. Die Küche an sich funktioniert gut. Im großen und ganzen haben sie Sachen sinnvolle Plätze, die Schränke sind nicht zu voll und es gibt wenig Überflüssiges.

Das Problem ist die Essecke. Der Tisch ist die Ablage für alles geworden, was keinen anderen Platz im Haus hat: Ladekabel, Medikamente, Stifte, einzelne Legosteine, Kassenzettel, alte Zeitungen usw.

Neben dem Tisch steht ein anderer Schreckensort: Halbhohe Küchenschränke (ihr kennt die ca. 150 cm hohen Schränke – schnell was hochlegen und dann vergessen weil es halbwegs aus der Sicht ist). Hier wurden die Sachen umgelagert, die auf dem Tisch keinen Platz mehr hatten oder die außer Reichweite der Kinder sollten.

Mit der Zeit ist daraus eine 20 cm dicke Schicht aus Papierkram und Zeug geworden.

Lebensmittel und Küchenutensilien ausmisten und sortieren

Bei Frau Weber verschaffen wir uns erst mal einen Überblick:

Was ist in welchem Schrank?

Funktioniert das so?

Was wünscht sie sich?


Ausräumen, vorsortieren, entscheiden

Wir machen den Tisch und die Arbeitsplatte frei, indem wir die Sachen vorübergehend in Kisten räumen und in den Flur stellen.

Dann geht es los: Schrank für Schrank suchen wir zuerst alle Lebensmittel zusammen und ich sortiere sie grob – Konserven, Frühstück, Tee, usw. Währenddessen entscheidet Frau Weber: Bleiben oder gehen?

Frau Weber ist super motiviert. Ich habe fast das Gefühl, sie würde am liebsten alles wegschmeißen und nochmal neu anfangen.

So radikal wird es dann nicht, aber sie sortiert viel aus.

Was noch verschlossen ist, kommt in eine Kiste für den Foodsharing-Schrank, alles andere in den Müll.

Wir entdecken, dass sie jeweils etwa 10 Packungen Nudeln und Reis besitzt, die die Hälfte schon offen. Trotzdem standen Nudeln auf dem Einkaufszettel. Für eine Person ist ihr das als Vorrat eigentlich zu viel. Sie möchte sie aber aufbewahren und nach und nach aufbrauchen.


Die Teesammlung und andere Schrankleichen

Außerdem hat sie viele Ayurveda-und Chai-Tees. Eine Zeit lang war sie dafür Feuer und Flamme, eigentlich schmecken die meisten ihr aber nicht besonders. Sie möchte sich umhören, ob eine Freundin die Sachen haben möchte.

Wir finden auch andere Schrankleichen, die es in fast jeder Küche gibt:

Dinge die mit dem guten Vorsatz, jetzt gesünder zu kochen, angeschafft wurden (Sorry, Linsen und andere getrocknete Hülsenfrüchte – ihr seid in der Kategorie besonders vertreten). Manchen möchte sie noch eine Chance geben. Wir legen diese Sachen in eine „Vielleicht“-Kiste.


Neu organisieren

Nach und nach wird der Berg kleiner und irgendwann ist nur noch übrig, was sie wirklich essen will. Wir überlegen, in welche Schränke was geräumt werden soll.

Sie möchte gerne eine Ecke für alle Frühstückssachen, inklusive Tee und Kaffee, in einem Hängeschrank.

In einen Unterschrank kommt alles, was sie zum Kochen braucht, in einen anderen Mehl, Nüsse und Backzutaten usw.

Ein paar alte Kartons helfen, die Tiefe der Schrankfächer zu nutzen und Schubladen zu unterteilen. Im Nachgang schicke ich Frau Weber Empfehlungen für Kisten und Schubladenunterteilungen, die zu ihrem Stil passen und haltbarer sind als die Kartons.


Geschirr und Co. ausmisten

Nach einer kleinen Pause geht es mit allen anderen Sachen weiter: Geschirr und Besteck, Tupperdosen, Töpfe, Küchenutensilien, Elektrogeräte und und und.

Fast alles kommt aus den Schränken und Frau Weber entscheidet, was sie behalten möchte. Sie hat ein paar sperrige Geräte, zum Beispiel einen Standmixer und einen Thermomix. Eigentlich würde sie gerne alles in Schränken unterbringen weil die Arbeitsplatte sowieso nicht viel Platz hat. Für den Standmixer finden wir einen guten Platz, der Thermomix ist ihr dann aber doch zu schwer, um ihn regelmäßig ein- und auszuräumen. Dafür kommt der Toaster in den Schrank, den benutzt sie sowieso nur selten.


Küche organisieren mit einem Ordnungscoach - Deine klare Linie

Das Ergebnis nach drei Stunden Ordnungscoaching

Am Ende haben wir drei Stunden gearbeitet.

Das Ergebnis: Alles passt gut in die Schränke, die Arbeitsplatte ist bis auf Thermomix und eine Obstschale leer.


Und es wurden ein paar harte Entscheidungen getroffen: Bin ich wirklich die Person, die selber Eis macht – und zwar so viel, dass die Eismaschine einen halben Schrank blockieren soll? Die Antwort war nein und die Eismaschine wird verschenkt.


Mehrere Tüten sind mit Spenden gefüllt und an das Chaos, dass hier eben noch geherrscht hat, erinnern nur die Krümel überall (die Tüte mit Haferflocken war doch schon offen...).


Frau Weber bekommt noch ein paar Hausaufgaben von mir:

Spenden wegbringen, Chai-Tees loswerden, jeden Tag einmal alles von der Arbeitsplatte räumen, was sich da so angesammelt hat, Reis und Nudeln aufbrauchen und die Sachen aus der Vielleicht-Kiste gezielt ihr ihre Mahlzeiten einplanen.

Die Krempelecke in der Küche loswerden

Bei Frau Schmidt geht es ähnlich los: Wir schauen uns die Sachen auf dem Tisch genau an (das wird später noch wichtig), dann wandern sie vorübergehend in eine Kiste, denn wir brauchen jetzt den Platz.

Ich hole händeweise die Sachen vom Schrank.


Anfangen ist schwierig

Frau Schmidt wirkt überfordert und möchte am liebsten abhauen.

Deswegen macht sie sich erst mal einen Kaffee und ich sortiere vor:

Eine Kiste für alles was nach Kindersachen aussieht, eine für persönlichen Papierkram (Briefe, Quittungen, Notizen), eine andere für allgemeinen Papierkram (Werbezettel, Zeitschriften, etc), eine für Bürokram (Umschläge, Stifte) und eine für alles andere.

Außerdem stehen ein paar weitere Kisten bereit, die ich mirgebracht habe: Je eine für Altpapier, gelbe Tonne und Restmüll.


Schritt für Schritt aussortieren

Wir fangen mit dem allgemeinen Papierkram an. Stück für Stück entscheidet Frau Schmidt, was noch gebraucht wird und was nicht.

Danach kommen die Kindersachen und dann nacheinander alle anderen.

Frau Schmidt möchte zwischendurch immer wieder jedes einzelne Teile an den eigentlichen Ort bringen, anstatt zu sammeln und einmal mit allem zu gehen. Ich glaube insgeheim will sie immer noch fliehen.

Wir finden aber ein gutes Tempo, von dem sie nicht überfordert ist und machen zwischendurch auch mal kurz Pause. Tatsächlich finden wir auch einige wichtige Briefe und andere lange vermisste Dinge. Irgendwann ist alles sortiert und ganz viel ist im Altpapier bzw. Müll gelandet.


Ordnungslösung statt Krempelecke

Jetzt schauen wir uns die Sachen aus der Kiste an, die vorher auf dem Tisch lagen. Es war uns schon vorher klar, dass wir für diese Dinge eine Lösung brauchen, die in der Nähe, aber nicht auf dem Tisch ist.

Die Küche ist der Dreh- und Angelpunkt des Haushalts. Dort wird die Post sortiert, dort landen die Briefe aus der Schule, dort werden die täglichen Medikamente aufbewahrt, die Telefone geladen und dies und das „schnell“ abgelegt.

Wir schauen uns um um finden zwei Schubladen in der Küchenzeile direkt neben der Zimmertür, in denen derzeit wenig genutzte Dinge aufbewahrt werden - das "gute" Besteck und Babyflaschen, die eigentlich kaum noch gebraucht werden. Die wandern in die Speisekammer und die Schubladen sind frei.


Poststation in der Küche

Die eine Schublade wird zur Poststation: Platz für Eingangspost, für bearbeitete Post zur Ablege und für dauerhafte Papiere, wie Stundenpläne oder Speisekarten. Dazu Platz für ein paar Stifte, eine Schere und Tesafilm. Ich finde den Ort nicht ideal weil die Briefe aus Platzgründen gefaltet gelagert werden müssen. Frau Schmidt möchte es aber so ausprobieren.


Kramschublade 2.0

Die zweite, tiefere Schublade wird auch provisorisch mit Kartons unterteilt, in denen Kabel, Medikamente, heimatlose Sachen und weitere Kategorien Platz finden. So eine organisierte Kramschublade braucht eigentlich jeder irgendwo.


Hier dauert es 2,5 Stunden bis Tisch und Hochschrank leer sind. Frau Schmidt bekommt ganz ähnliche Hausaufgaben wie Frau Weber: Nichts (!) mehr auf die Hochschränke ablegen, einmal am Tag den Tisch aufräumen, sich einmal in der Woche um die Post kümmern (bearbeiten und ablegen) und beobachten, ob sich die Ordnung in den Schubladen so bewährt.

Wie geht das Ordnungscoaching weiter?

Mit Frau Weber vereinbare ich einen weiteren Termin für eine Woche später.

Sie befürchtet ihre Motivation zu verlieren, wenn wir zu lange warten. Beim nächsten mal kümmern wir uns um das überfüllte Gästezimmer. Sie hat schon angefangen, die Menge an Sachen ist ihr alleine aber zu viel. Wir gehen wieder Teil für Teil vor und sortieren die Dinge, die bleiben in Kategorien: Bücher, Kleidung, Haushalt, Kosmetik, Bastelsachen usw. Weil auch im Wohn- und Schlafzimmer noch viele Dinge der gleichen Kategorien warten, werden wir erst endgültige Plätze für dich Sachen suchen, wenn wir uns auch dort genug Überblick verschafft haben.


Frau Schmidt sehe ich einen Monat später wieder.

Sie hat den Küchenschubladen noch etwas umgeräumt, insgesamt hat sich das System aber bewährt, auch für ihren Mann. Sie fühlt sich viel leichter und hat weniger Angst, wichtige Dinge zu vergessen.

Weil das Thema Papierkram ihr aber weiterhin Kopfschmerzen bereitet, machen wir damit weiter. Einen Termin verbringen wir damit, das überfüllte Büro von allem zu befreien, was dort nicht hingehört, den nächsten dann damit, die Papiere dort zu sortieren.

Hast du dir die Arbeit mit einem Ordnungscoach so vorgestellt?

Damit habe ich jetzt hoffentlich die Frage beantwortet: Ordnungscoaching - wie geht das eigentlich?

Und, ist das so, wie du dir es vorgestellt hast?

Für mich sind Frau Weber und Frau Schmidt ganz typische Kunden.

Mit beiden hatte ich noch einige Folgetermine. Jedes mal fiel es ihnen etwas leichter, sich von Dingen zu trennen, zu sortieren und sinnvolle Plätze zu finden, bis sie mich irgendwann nicht mehr gebraucht haben.

So habe ich natürlich ein paar Kunden weniger, aber am Ende ist es mein Ziel, meinen Kunden so zu helfen, dass sie selber zurecht kommen. Deswegen arbeite ich immer mit ihnen, nicht für sie.


Ich weiß jetzt nicht, ob das vergleichbar ist mit einem Coach fürs Popo-Abwischen, das ist mir aber auch egal. Ich bin Ordnungscoach und weiß, welchen Unterschied meine Arbeit für das Leben meiner Kunden macht.


Wenn du dir jetzt vorstellen kannst, mit einem Ordnungscoach mehr Freiraum zu schaffen, melde dir für ein unverbindliches Vorgespräch!



Dieser Beitrag wurde zuletzt am 15.05.2024 überarbeitet.

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Ich bin Anna-Lena, deine Ordnungs-expertin aus Kassel.

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