Muss ich zuerst ausmisten?
Wenn es um das Thema Ordnung geht ist aussortieren normalerweise der erste Schritt.
Das macht auch Sinn, denn je weniger Sachen du besitzt, umso einfacher ist es, sie zu managen. Eine wichtige Wahrheit ist es, dass du Überfluss nicht weg organisieren kannst.
Mehr zu dem Thema kannst du hier nachlesen: "Sechs Gründe warum ausmisten sich lohnt".
Außerdem macht es wenig Sinn, Aufbewahrungslösungen zu planen, bevor man weiß, wie viel man eigentlich hat. Deswegen startet man üblicherweise mit dem Aussortieren: Fach für Fach, Schublade für Schublade werden die Sachen angeschaut und entschieden, was geht und was bleibt. Erst danach werden die Sachen sortiert und organisiert. Das funktioniert ganz gut und ohne zu viel „Aufräumchaos“, wenn ein grundsätzlicher Überblick da ist.
Wenn das Chaos alles verdeckt
Es funktioniert aber nicht, wenn es so voll und chaotisch ist, dass du den Überblick verloren hast. Wenn sich Kisten, Taschen, Haufen von Sachen überall stapeln. Wenn die Schränke überquellen und auf jeder freien Fläche etwas liegt und du nicht mehr genau sagen kannst, was du eigentlich besitzt. In so einem Fall ist es fast unmöglich, sofort mit dem Ausmisten zu beginnen.
Großes Chaos verhindert Entscheidungen
Denn wie sollst du so Entscheidungen treffen? (Und mal ehrlich: Wenn dir das Aussortieren und Entscheiden leicht fallen würde, wäre es wahrscheinlich nicht zu dieser Situation gekommen). Wenn alles übereinander gestapelt ist, kannst du nicht richtig vergleichen und hast keine Ahnung, ob das Teil in deiner Hand das Einzige seiner Art ist oder ob irgendwo noch zwei, drei oder zehn Packungen davon liegen. Das blockiert jede Entscheidung und im Zweifelsfall behältst du das Teil lieber.
Das ist auch der Teufelskreis an so großem Chaos: Du findest die Sachen nicht, weißt nicht, was du hast und kaufst es deswegen nochmal und machst so das Chaos noch größer.
Grob sortieren, bevor du ausmistest
Wenn das Chaos so groß ist, dass du nicht mehr durchblickst, dann kann der erste Schritt nicht das Ausmisten sein. Stattdessen geht es erst einmal darum, die Dinge grob zu sortieren. Das bedeutet, alle ähnlichen Gegenstände an einem Platz zusammen zu bringen, ohne dich dabei schon direkt zu entscheiden, was wegkommt. Der Vorteil dabei ist, dass du endlich sehen kannst, was du eigentlich hast.
Eins solltest du aber tun: Offensichtlichen Müll oder Dinge, die du eigentlich schon aussortiert hattest, die aber noch da sind direkt wegschaffen. So kannst du im Idealfall die Stapel schon etwas reduzieren und es dir später leichter machen.
Womit anfangen?
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten.
Aussortieren nach Marie Kondo (Kategorien)
Du hältst dich an Marie Kondo und gehst eine Kategorie nach der anderen durch. Sie startet mit Kleidung und geht dann zu Büchern.
Die Herausforderung ist hier, gut Kategorien zu finden. Sie sollen einerseits mit viel Zeug einhergehen (das sorgt für schnelle Erfolgserlebnisse), aber auch leicht zu finden sein. Schuhe wären zum Beispiel ein guter Startpunkt oder Handtücher und Bettwäsche oder Bücher oder eine andere Kategorie, die es bei dir viel gibt (Bastelsachen? Spielzeug? Tee?).
Medikamente wären kein guter Anfang – es ist eine relativ kleine Kategorie und theoretisch können in jeder Schublade, in jeder Tasche eine Tube Creme oder ein paar Kopfschmerztabletten versteckt sein.
Zu groß soll die Kategorie aber auch nicht sein. „Kleidung“ ist zu groß. Jacken, Kindersachen oder Socken ist passender. Schließlich sollen die Kategorien dir auch dabei helfen, die Dinge miteinander zu vergleichen. Zu große Kategorien tun das nicht.
Du suchst nun also alles aus einer Kategorie zusammen, sortierst aus, räumst den Rest weg und startest mit der nächsten Kategorie.
Daraus ergeben sich ein paar Probleme: Wegräumen wird schwierig, wenn an der Stelle noch alles voll ist mit „fremden“ Zeug. Außerdem musst du viele Chaos-Ecken immer wieder durchgehen, um die Sachen der jeweils passenden Kategorie zu finden. Deswegen finde ich die andere Möglichkeit oft hilfreicher.
Erst alles aufräumen
Im Prinzip weißt du für die meisten Sachen doch schon, wo sie hingehören, zumindest so ungefähr, oder?
Die Klamotten ist Schlafzimmer, die Bastelsachen ins Büro usw. Bei dieser Herangehensweise startet du deswegen mit Aufräumen: Du gehst alle Zimmer, alle Kisten, alle Chaos-Haufen durch und bringst alle Sachen an ihren Platz. Das geht gut mir ein paar Wäschekörben oder Tüten, in die du die Dinge nach ihrem Bestimmungsort sortierst.
Dabei musst (und sollst) du nichts perfekt aufräumen, sondern nur grob an die richtige Stelle bringen. Das kann auch ein Wäschesack im Schlafzimmer sein, wenn dafür die Kisten mit den Bastelsachen aus dem Schlafzimmer ins Büro wandern.
Erst wenn du so alles sortiert und aufgeräumt hast, geht das Aussortieren los. Der Vorteil für mich: Du löst die Chaosecken direkt auf, anstatt nur nach und nach die Teile einer Kategorie rauszuziehen und den Rest zu ignorieren. Außerdem hast du an dem Ort, an den sie gehören schon Platz, um sie wieder wegzuräumen.
Warum sortieren dir hilft, Entscheidungen zu treffen
In beiden Fällen ist das Aufräumen oder Kategorisieren nur die Vorarbeit für das Ausmisten. Es geht noch gar nicht ums Entscheiden. Es geht nur darum, den Überblick zurückzugewinnen. Indem du die Dinge sortierst, nimmst du dir selbst den Druck, sofort etwas loswerden zu müssen. Und wenn du dann später alle Stifte oder Pullover oder Kerzen an einem Ort siehst, wird es viel einfacher, zu erkennen, was du wirklich nutzt und was nicht und ob die Menge zu dir und deinem Zuhause passt.
Wie du Entscheidungen triffst, kannst du hier lesen: "Fragen, die beim Ausmisten helfen".
Außerdem kannst du dir von deiner Wohnung bei den Entscheidungen helfen lassen. Mehr dazu findest du hier: "Wie Behälter beim Ausmisten helfen".
Muss ich zuerst ausmisten?
Ich will hier nichts beschönigen: Das wird viel Arbeit und ist nicht an einem Tag gemacht.
Es ist ein Ansatz, der dir helfen kann wenn du schon öfters versucht hast auszumisten, aber schnell gescheitert bist und wieder aufgegeben hast.
Am Ende kommst du aber auch bei dieser Methode nicht am Aussortieren vorbei. Denn die Antwort auf die Frage „Muss ich zuerst ausmisten?“ ist „Nein“. Die Antwort auf die Frage „Muss ich ausmisten?“ ist aber eigentlich immer „Ja, auf jeden Fall!“.
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