Meine Wohnung stresst mich
In den Weihnachtsferien waren wir ein paar Tage im Urlaub. Dabei habe ich gemerkt, wie schön es immer ist, ein Hotelzimmer zu betreten.
Nicht nur, weil ich jetzt endlich im Urlaub angekommen bin, sondern auch weil das Zimmer selbst so neutral und friedlich ist.
Es ist genau das da, was gebraucht wird. Und nicht mehr.
Zumindest in den 15 Sekunden, bis sich unser Chaos ausgebreitet hat.
Deine Sachen wollen was von dir
Und zu Hause ist es ganz anders: In jeder Ecke liegen Dinge, die etwas von dir wollen.
Dabei geht es nicht nur um "echtes" Chaos.
Das passiert auch, wenn dein Zuhause eigentlich ganz gut aufgeräumt ist.
Deine Bücher wollen gelesen werden
Das Regal will abgestaubt werden.
Das Geschirr will gespült und eingeräumt werden.
Die Schuhe wollen geputzt werden.
Und die Yogamatte liegt auch nicht zum Spaß in der Ecke.
Egal, in welche Richtung du schaust, überall ist etwas, das erledigt werden will.
Deine Sachen senden dir eine stumme Botschaft:
Räum mich auf!
Mach mich sauber!
Repariere mich!
Kümmere dich um mich!
Eine stumme To Do-Liste
Das Konzept der stummen To Do-Liste stammt vom japanischen Autor Fumio Sasaki.
Weil alle deine Sachen etwas von dir wollen zieht er daraus den Schluss, dass diese stumme Liste umso länger ist, je mehr Sachen du besitzt.
Denn wirklich jedes Teil will etwas von dir.
Und das ist stressig, egal ob du auf die Botschaften deiner Sachen hörst oder sie ignorierst. Die stummen Vorwürfe bleiben und lenken dich davon ab, was du eigentlich machen möchtest.
Was genau das heißt und was es dir im Umkehrschluß bring, weniger zu besitzen, kannst du im Beitrag "Sechs Gründe warum Ausmisten sich lohnt" nachlesen.
Chaos lenkt von wichtigen Dingen ab
Wahrscheinlich kennst du die Situation, dass du eine Aufgabe im Haushalt erledigen willst, aber währenddessen von Tausend anderen Dingen abgelenkt wirst.
Manches davon ist wichtig, anderes siehst du und machst es, obwohl es eigentlich keine Priorität hat. Am Ende hast du dann stundenlang gearbeitet, aber doch nicht geschafft, was du eigentlich erledigen wolltest.
Die stumme To Do-Liste hat deinen Fokus gestört und führt zu Unzufriedenheit.
Frauen stresst das Chaos noch mehr
Nicht jeder ist gleich sensibel dafür - manch einer hat gelernt die Liste weitgehend zu ignorieren und ist "betriebsblind" geworden. Vor allem Frauen sehen diese Aufgaben aber ganz genau, den sie sind in der Regel diejenigen, die darauf konditioniert wurden, sich um das Zuhause und die Sachen darin zu kümmern. (Übrigens: Wenn du Kinder hast, kannst du das ändern, indem du Jungs genau so wie Mädchen in die Verantwortung für euer Zuhause einbeziehst - und idealerweise sehen beide Eltern das so und handeln entsprechend.)
Und die Forschung zeigt auch, dass mehr Sachen vor allem bei Frauen für mehr Stress sorgen.
Dinge verursachen Emotionen
Dazu kommt die emotionale Verbindung, die du zu deinen Sachen hast. Schließlich hast du sie gekauft oder geschenkt bekommen, hast ihnen Raum in deiner Wohnung eingeräumt und hast dich schon einigen Zeit um sie gekümmert. Du hast also Zeit und Geld in sie investiert. Sie jetzt zu ignorieren fühlt sich falsch an.
Deswegen ist es auch so stressig und anstrengend bei dir zu Hause auszumisten, während bei anderen dich auch das größte Chaos nicht wirklich aus der Fassung bringt. Der Unterschied ist, ob es um deine Sachen geht oder nicht und ob du dich darum kümmern musst oder eben nicht.
Meine Wohnung stresst mich
Was heißt es nun für dich wenn du sagst "Meine Wohnung stresst mich"?
Wenn jedes Teil zu deiner stillen To Do-Liste beiträgt heißt das im Umkehrschluss natürlich, dass weniger Sachen und Aufgaben für mehr Freiraum und Entspannung sorgen.
Je weniger Sachen und Aufgaben du hast, um umso weniger Sachen musst du dich kümmern.
Indem du aussortierst und reduzierst, wird die To Do-Liste automatisch kürzer. Und um das zu erreichen – du hast es dir vielleicht schon gedacht – musst du dich von Dingen trennen.
Was bringt mehr als es kostet?
Im besten Fall muss alles gehen, was dir mehr Arbeit oder Vorwürfe macht, als es Freude oder Nutzen bringt.
Damit es nicht untergeht:
Dass ist ein ganz wichtiges Konzept.
Es gibt Dinge, um die du dich gerne kümmerst, denn sie sind es dir wert.
Sie geben dir mehr, als sie dich an Zeit, Aufwand, Gedanken oder auch Geld für Pflege oder Lagerung kosten. Das können wirkliche Lieblingsstücke sein, die dir viel Freude bereiten oder auch etwas so banales wie der Saugroboter.
Wie du das herausfindest, was es dir Wert ist habe ich im Beitrag "Fragen, die dir beim Ausmisten helfen" erklärt.
Idealerweise hast du also nur noch Sachen, die sich für dich lohnen.
Was macht dir stumme Vorwürfe?
Als Minimum solltest du aber alles aussortieren, was dir tatsächlich Vorwürfe macht:
Sachen für Pläne, die du nicht umsetzen wirst.
Kaputte Dinge, die du nicht mehr reparierst.
Bücher, die du nicht lesen wirst.
Kleidung, die nicht mehr passen wird.
Diese Dinge sorgen jedes mal für schlechte Laune, wenn du sie siehst und so soll sich dein Zuhause nicht anfühlen. Die Entscheidung, dich davon zu trennen kann schwer fallen weil du damit auch die Pläne aufgibst, die du hattest.
Sind sie aber weg, sind die stummen Vorwürfe, die damit verbundenen Aufgaben und „To Do's“ und damit auch das schlechte Gefühl verschwunden.
Urlaub zu Hause
Jetzt ist klar warum du dich im Hotelzimmer so wohl fühlst:
Es ist für dich da, will aber nichts von dir.
Zumindest bis die Koffer geleert wurden und das Chaos von zu Hause auch im Urlaub Einzug hält.
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 10.09.2024 überarbeitet.
Comments