Fragen, die dir beim Ausmisten helfen
Kennst du diesen Spruch: „Ein Hobby haben und Sachen für das Hobby kaufen sind zwei unterschiedliche Hobbies.“
Ich nähe und kann das zu 100% bestätigen.
Nähen und damit etwas erschaffen macht Spaß.
Tolle Stoffe, Zubehör (Tüdelkram genannt), schöne Schnittmuster oder noch eine Spezialmaschine kaufen macht auch Spaß.
Und so sammeln sich immer mehr Sachen an.
Darum geht es mir jetzt aber nicht.
Selbst gemachte Dinge aussortieren
Es geht für mich dabei um die Sachen, die ich genäht habe. Falls du nicht nähst: Nähen kostet viel Zeit und Mühe und ist manchmal frustrierend, wenn die eine Ecke einfach nicht so werden will wie sie soll.
Wenn ein Teil dann fertig ist, besteht natürlich eine andere Beziehung dazu als zu einen x-beliebigen Kleidungsstück aus dem Einkaufszentrum (in dem übrigens auch viel Zeit, Mühe und Arbeit verschiedener Menschen stecken).
Und dann ist das Kind raus gewachsen oder es gefällt doch nicht oder du hast beim Tragen ein Loch reingerissen.
Mein Lager ungetroffener Entscheidungen
Schon bei gekauften Sachen fällt es schwer, Dinge auszusortieren (wenn es für dich einfach wäre, dann würdest du nicht hier sein).
Bei selbst genähten Dingen ist es noch ungleich schwieriger. Wenn du ein kreatives Hobby hast, kannst du das bestimmt bestätigen.
Und so habe ich über mehrere Jahre zwei große Kisten mit selbst genähten Teilen aufbewahrt, die zumindest in unserem Haushalt niemand mehr tragen wird (und bin sogar mehrfach damit umgezogen).
Vor einiger Zeit haben wir angefangen, den Dachboden leer zu räumen weil demnächst das Dach saniert wird. Dabei fielen mir auch diese Kisten wieder in die Hand.
Und dieses mal habe ich meine eigenen Ratschläge beherzigt und auch mir selber die Fragen gestellt, die beim Ausmisten helfen.
Mein Ziel war es, für jedes Teil eine bewusste Entscheidung zu treffen.
Ausmisten heißt, Entscheidungen zu treffen
Denn Ausmisten heißt, Entscheidungen zu treffen – viele Entscheidungen. Das ist nicht einfach und auf Dauer ziemlich anstrengend. Aber es gibt ein paar Fragen, die deine Entscheidungen erleichtern.
Dein Warum beim Aussortieren
Warum willst du Aussortieren?
Bevor du loslegst, beantworte dir selber ein paar Fragen dazu, warum du das überhaupt machen willst:
Was ist mein Ziel?
Wie soll es anschließend aussehen?
Ich wollte keine Kisten mehr haben, voll mit nicht mehr getragenen Sachen. Die Teile sind entweder Erinnerungsstücke und werden mit anderen Erinnerungsstücken aufbewahrt, oder sie kommen weg.
Wenn möglich, möchte ich sie verschenken. Wenn das nicht geht, dann spenden oder sie kommen – wie die Teile mit Löchern oder Flecken – in den Müll.
Tipps zum Vorgehen
Wenn du damit anfängst, dir die Fragen zum Aussortieren zu stellen, empfehle ich dir eine bestimmte Vorgehensweise, unabhängig davon, ob du nur eine Schublade ausmisten möchtest oder dein ganzes Haus.
1 - Müll wegschmeißen
Bevor es beim Aussortieren an die schwierigen Entscheidungen geht, schmeiß alle Sachen weg, die eindeutig weg können. Das sind Sachen, für die du die Entscheidung eigentlich schon getroffen hast, aber das aus irgendeinem Grund noch nicht umgesetzt hast.
Damit wird es schnell etwas übersichtlicher.
2 - Alles ausräumen
Dann solltest du alles aus dem Bereich, den du aussortieren möchtest, rausholen oder in deiner Wohnung alle Teile einer Kategorie zusammen suchen.
Wie groß oder klein der Bereich oder die Kategorie sind, entscheidest du. Leg dir Sachen aufs Bett oder einen Tisch, so dass du die Übersicht hast.
3 - In die Hand nehmen
Nimm möglichst jedes Teil in die Hand, wenn du dir die Fragen zum Ausmisten stellst.
Mit etwas Übung merkst du, dass dein Körper dir die Antwort gibt bevor dein Verstand sich einschalten kann.
Und auch wenn dir das nicht gelingt, fallen Entscheidungen leichter, als wenn du die Dinge nur aus der Ferne ansiehst.
Fragen, die dir beim Ausmisten helfen
Jetzt stell dir diese Fragen:
Frage 1: Brauche ich es?
Nur noch zu haben, was du wirklich brauchst, klingt wie eine gute Idee und eigentlich ziemlich einfach. Bei erstaunlich vielen Dingen kommen aber schon bei dieser Fragen schnell Zweifel auf.
Natürlich brauchst du Hosen, aber wie viele (oder wie wenige)?
Ein Staubsauger ist wichtig, aber ist das schwere, laute (und teure) Ding das Richtige?
Der Beistelltisch hat aktuell keinen Platz, aber wer weiß, ob ihn nicht irgendwann brauche?
Mit solchen Bedenken wird jeder Fortschritt beim Ausmisten schnell blockiert.
Wenn du dich nicht entscheiden kannst, ob du etwas wirklich noch brauchst, erinnere dich an deine Ziele und frag dich:
Würde ich es nochmal kaufen? Behalte es nur, wenn du eindeutig „Ja“ sagst. (Das ist das "Umgekehrte Ausmisten")
Was passiert schlimmstenfalls, wenn ich es nicht mehr habe?
Ist das wirklich so schlimm? Könnte ich in der Situation eine andere Lösung finden, zum Beispiel ausleihen oder improvisieren?
Könnte ich es nochmal kaufen, wenn es wirklich nicht anders geht? (Das ist natürlich nicht die beste Lösung, aber der Platz in deinem Zuhause und dein Wohlbefinden haben auch einen Wert.)
Bist du immer noch unsicher, lege einen Karton für „Vielleicht“ an oder markiere Teile mit Stickern oder Wäscheklammern. Wenn du die Sachen brauchst, holst du sie aus dem Karton oder entfernst die Markierung. In ein paar Monaten siehst du, was immer noch unbenutzt ist und kannst es dann aussortieren.
Frage 2: Macht es mir Freude?
Nicht alles muss einen Zweck haben.
Du darfst natürlich auch Sachen haben, die dir Freude bereiten und dein Leben schöner machen.
Dabei geht es nicht nur um Dekoartikel oder Erinnerungsstücke. Idealerweise machen dir auch die Sachen Freude, die du hast weil du sie brauchst. Den schweren Staubsauger könntest du zum Beispiel irgendwann durch einen ersetzen, mit dem du besser zurecht kommst.
Auf der anderen Seite hast du vielleicht auch Sachen, die dir Freude machen sollten, es aber nicht tun.
Dabei denke ich sofort an Geschenke oder Erbstücke, die zwar nett gemeint waren, aber dir nicht wirklich gefallen.
Oder an Dinge, die du hast weil du meinst sie haben zu müssen (Solche Gedanken wie: Ohne verschiedene Weingläser in jeweils 12-facher Ausführung ist ein ordentlicher Haushalt nicht komplett. Auch wenn ich überhaupt keinen Wein trinke und sie nur im Weg stehen, wie sehe ich denn aus, wenn ich keine Weingläser habe?).
Oder die Sachen, für die du mal große Pläne hattest, die leider nie umgesetzt wurden. Die alten Blumentöpfe aus denen Dekoelemente für den Garten werden sollten. Die Inline-Skater die dich endlich fit und glücklich machen sollten.
Der Abschied von solchen Sachen ist schmerzhaft.
Aber die eigentliche Entscheidung ist ein einzelner Moment – wenn sie getroffen ist, kannst du dich von den Dingen verabschieden, dich bei ihnen bedanken und dann für immer aufhören, über sie nachzudenken.
Eine schmerzhafte Entscheidung macht dich für immer frei von den stummen Vorwürfen, die diese Sachen dir jedes mal machen, wenn dein Blick darauf fällt.
Denn wie schön wäre es, ein Zuhause zu haben, indem du nur mit Dingen umgeben bist, die du gerne magst?
Frage 3: Habe ich Platz dafür?
Manchmal sind es einfach praktische Umstände, die dich zum Ausmisten zwingen, die dir aber auch bei Entscheidungen helfen können.
Wenn der Kleiderschrank überquillt ist das das Signal, die Anzahl der Klamotten so weit zu reduzieren, dass es wieder gut passt.
Du denkst, das ist unmöglich weil du ALLE Klamotten behalten willst?
Dann überlege, ob es andere Dinge in deiner Wohnung gibt, die mehr Platz einnehmen, als du ihnen eigentlich geben willst. Starte das Aussortieren dort und lagere einen Teil der Klamotten in den frei gewordenen Platz aus.
Ein zusätzlicher Schrank sollte nur dann die Lösung sein, wenn in deinem Zuhause wirklich noch Platz dafür ist. Nicht nur ein einzelner Schrank oder ein Regal sind irgendwann voll, sondern auch deine ganze Wohnung hat eine nur eine begrenzte Kapazität.
Ist die überschritten, wird es schwierig bis unmöglich mit normalem Aufwand Ordnung zu halten. Mehr dazu kannst du hier lesen: 3 Gründe, warum es bei dir unordentlich ist.
Indem du dir also überlegst, wie groß der Behälter für eine bestimmte Kategorie von Dingen sein soll, hast du eine Vorgabe wie viel du behalten kannst. Dazu kannst du mehr lesen bei „Wie Behälter beim Ausmisten helfen“.
Mit diesen Fragen kannst du im Prinzip jeden Bereich ausmisten.
Was am Ende bleibt, sind die Dinge die dir Freude machen, die du brauchst und für die du Platz hast.
Meine Entscheidungen
Für mich hat das bedeutet:
Gebraucht werden keine der selbst genähten Sachen.
Platz ist im Prinzip auch, wenn auch vorübergehend nicht mehr auf dem Dachboden.
Also bleibt die Frage nach der Freude.
Und wenn ich wirklich ehrlich zu mir bin, haben nur wenige Teile mir noch Freude gemacht.
Bei manchen war es sogar das Gegenteil: Ich sehe die viele Arbeit, die darin steckt und wie wenig sie getragen wurden. Was für eine Verschwendung meiner Zeit ist da mein Gedanke.
Und daran möchte ich mich wirklich immer wieder erinnern? Wie ich geschwitzt habe und dann ist es doch nicht so geworden, wie ich es mir vorgestellt hatte?
Nein. Das möchte ich nicht und deswegen machen sie mir auch keine Freude.
Und so sind am Ende ein paar selbst genähte Stoffwindeln sind geblieben, weil sie mich an die Babyzeit meiner Kinder erinnern. Außerdem zwei Blusen auf die ich besonders stolz bin und die ich gerne getragen habe, auch wenn ich nicht mehr rein passe.
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 25.07.2024 überarbeitet.
Hallo Anna-Lena.
Dankeschön für diesen schönen Beitrag. Ich habe mich leider auch von sehr vielen Stoffen und Zubehör trennen müssen. Menschen die nicht nähen verstehen solche Sachen nicht. Da hört man Sätze ( Schmeiß es einfach weg..) während man seine geliebt selbstgemachte BoucleJacke in den Händen hält. (Über 80 Stunden Arbeit für n ....)
Wäre toll wenn noch weitere Beiträge folgen..
Liebe Grüße aus Oberösterreich